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Geschichtliches/Archiv
Innenansicht der alten Eckartsbergaer Kirche (bis 1928):


Zum Pfarrhaus Eckartsberga

Schon 1186 hatte Eckartsberga einen selbständigen Pfarrer, also auch eine Pfarrei. Dies ist urkundlich festgehalten. Doch wo hat das Haus gestanden? Irgendwo am „Rodeberg“. Dieser war ca. im Jahre 1066 Eigentum der Cruciskirche. Der Berg war vordem gänzlich bewaldet und durch das Roden der Bäume erhielt der seinen Namen. Heute ist es der Kirchberg.
In einer Urkunde von 1288 wird das Moritzkloster gehalten, in Eckartsberga eine besondere Wohnung (cella) für 2 oder 3 Angehörige seines Klosters zu errichten, welche die Pastorierung der Parochie übernehmen sollten. Ob dieser Bau ein Vorgänger des heutige Pfarrhauses ist, kann ich nicht beweisen.
Nach der Incorporation der Kirche von Eckartsberga durch das Moritzkloster Naumburg am 13. Juli 1288 konnte die alte Pfarre vom Kloster nicht benutzt werden, weil sie noch von dem alten Pfarrer Conrad benutzt wurde. Wo die alte Pfarre gestanden hat, ist nicht mehr genau festzustellen. Dr. Liebers vermutet sie unten rechts am Kirchberg, ehemals die Hübner‘sche Tischlerei. Sup. Naumann schreibt: „Neben Hübners Hause, die Nr 171, sind prächtige Keller anzutreffen, diese deuten auf das alte Pfarrhaus hin.“ Dieses könnte noch zur Zeit der Reformation gestanden haben.
Der alte Pfarrer Conrad ließ sich nicht so leicht vom Moritzkloster verdrängen. Denn erst nach seinem Tod oder Pensionierung sollte die Schenkung des Landgrafen an das Kloster in Kraft treten. So wurde dem alten Pfarrer sehr zugesetzt, um ihn los zu werden. 1293 ist er zu einem Vergleich bereit. Er behält sich die Pastorierung des Filial Reisdorf, damals Rudingsdorf, vor. Ob er dorthin übergesiedelt ist oder im alten Pfarrhaus in Eckartsberga wohnen geblieben ist, wird nicht gesagt.
Das heutige Pfarrhaus, Nr. 176, hieß immer die Oberpfarre, später die Superintendentur. Das Haus Nr. 178 am Kirchberg ist das Diakonat, dort wo die Diakone (Pfarrer) wohnten.
Rolf Röder, Lißdorf


Johann Ernst Everardi und der U
mbau des Pfarrhauses
Auf einer Steinplatte in der Mauer an der Südseite des Pfarrhauses ist der Name Johann Ernst Everardi zu lesen. Unter seinem Regimente, das heißt, unter seiner Herrschaft bzw. Aufsicht wurde das Pfarrhaus in den Jahren 1723 / 1724 umgebaut.
Sein Lebenslauf
Magister (Doktor) Johann Ernst Everardi wurde am 19. August 1675 in Eisleben geboren und ist am 26. Juni 1733 in Eckartsberga gestorben.
Er hat an der Universität in Leipzig studiert und im Jahre 1699 auch daselbst promoviert.
In einer alten Chronik steht geschrieben: Er war Hostmeister bei jungen Herrschaften in Schlesien, da war auch am 24. Februar 1706 die Ordination (zum Pfarrer), dort war er 3. Diakonus (Pfarrer). 1709 wurde er als Erzdiakonus nach Mansfeld berufen, 1714 wurde er Superintendent in Eckartsberga. 1728 wurde er zum Hochfürstlichen Sachsen-Weißenfelsischen Kirchenrat ernannt.
Er sang sehr gern, hatte eine begnadete Stimme und gab das „Neue Thüringer Gesangbuch“ heraus.
Der Umbau des Pfarrhauses und die baulichen Veränderungen an der Mauritiuskirche sind seiner Einsatzfreudigkeit zu verdanken.
Superintendent a.D. Louis Naumann schreibt: „Everardi hatte die Gabe, die Bürger zu großen Spenden für diese Bauvorhaben zu begeistern.“
zusammengetragen von Rolf Röder, Lißdorf

Spätere Erweiterungen Pfarrhaus Eckartsberga, Nr. 176
»Da bei dem Erweiterungsbau von einem Neubau der Pfarre keine Rede ist, dürfen wir annehmen, dass diese zu der Zeit an ihrer jetzigen Stelle aufgebaut ist, als die Kapelle omium apostolorum (d.h. aller Apostel) zur Pfarrkirche wurde. Das alte Gebäude, von dem noch heute Keller vorhanden sind, stand mit der Front gegen Osten und war 52 Fuß lang und 26 Fuß tief. Die Küche war ein besonderer Vorbau im Osten.
In den Jahren 1722-24 baute man diesem alten Gebäude einen neuen Teil mit der Front nach Süden an, 29 Fuß lang und 30 1/2 Fuß tief. Dieser Bau kostete 555 Taler, wozu 64 Taler 6 Groschen durch freiwillige Beiträge einkamen, durch Kollekten 184 Taler, während das Aerar 217 Taler zuschoß (vgl. Ephoralakten, Kirchenrechnungen, Band IX).
Im Jahr 1826 nahm man den alten Teil dieser Pfarre fort und baute an den neuen Südflügel in einer Flucht an – so wie das Gebäude noch heute ist. Dieser Bau kostete gegen 1300 Taler (Akta des Magistrats, Loc XII, 21 und 63). Bei dem 1841 erfolgten Anbau des Waschhauses wurde übrigens der Brunnen zugedeckt. Die Westmauer steht mitten darauf.
Dies schrieb Superintendent a.D. Louis Naumann
für den Gemeindebrief aufgeschrieben von Rolf Röder

Das Altarbild in der Mauritiuskirche zu Eckartsberga

Die evangelische Mauritiuskirche zu Eckartsberga besitzt in ihren Mauern einige Kunstgegenstände, die es wert sind, vorgestellt und bekannt gemacht zu werden. Unter ihnen befindet sich als besonders heraushebenswürdig das den Altarraum bestimmende großflächige Altarbild aus dem Jahre 1643. Dieses Tafelbild ist nach dem Brand der alten Eckartsbergaer Kirche im Jahre 1928 durch die damalige Frauenhilfe von einem Kunsthändler angekauft und der Kirche geschenkt worden. Eine schöne und Neugier weckende Gabe – im wahrsten Sinne des Wortes ein „Mittelpunktsbild“ für die Kirche!

Zudem ist es mit seinem Bildgegenstand ein sehr selten anzutreffendes Altargemälde. Wir können uns nicht daran erinnern, ein solches Bild irgendwo in einer anderen Kirche gesehen zu haben.

Was wird nun darauf dargestellt, und wer ist der Maler?

Den Namen des Malers erfahren wir auf der Rückseite des Altarbildes; er heißt Johann Glöckler. Über diesen Maler wüssten wir gern noch mehr, aber nur das vor uns aufragende Altarbild erzählt von ihm.

1643 – es ist die Zeit des Dreißigjährigen Krieges. Ein Bild wie unseres sollte wohl die Menschen daran erinnern, dass politische Herrschaften und Reiche dieser Welt nicht für immer bestehen, so sehr sie sich auch in Machtposen gebärden mögen.

Folgende Geschichte wird auf dem „Mittelpunktsbild“ des Altars dargestellt: der Traum nämlich, den der Babylonierkönig Nebukadnezar im zweiten Jahr seiner Regierungszeit (602 v.Chr.)geträumt hatte und der ihm tüchtigen Schrecken einjagt.

Sind Träume nur Schäume? … wahrscheinlich nicht, zeigen sie doch innere Hintergründe und zukünftige Entwicklungen in einem einzelnen Menschenleben wie auch in der Menschheitsgeschichte an. Eben dies geschieht hier im Traum des Nebukadnezar. Wir können die Bildgeschichte nachlesen im alttestamentlichen Danielbuch (dort in Kap.2). Gehen wir zu unserem Altarbild, so sieht man den König am linken hinteren Bildrand im Bett liegen. Was sieht er im Traum? … zunächst erst einmal eine große, glanzvolle Königsfigur, die mit erhobenem Zepter aufragend inmitten eines Raumes vor einem Geländer erhöht dasteht. Unser Blick fällt sofort auf diese Gestalt, und die wiederum lenkt unsere Aufmerksamkeit ganz zu sich hin. Mehr noch: Nach biblischer Erzählung geht von dieser Königsfigur eine eigentümliche Faszination aus, denn sie ist merkwürdigerweise unterschiedlich gestaltet. Der Kopf nämlich dieser Gestalt ist aus purem Gold, Brust und Arme aus Silber und Bauch und Hüften aus Bronze. Nach unten zu nimmt das Ganze an Wertigkeit ab: Beine und Füße sind nicht mehr durchgängig aus e i n e m Metall, sondern gehen bei den Füßen – die Beine sind noch ganz aus Eisen – in Eisen u n d Ton über (so die Darstellung in der Bibel – auf unserem Altarbild ist es nicht so erkenntlich).

Was soll das Ganze? mag sich nun wohl jeder Beschauer dieses Bildes und Hörer wie Leser dieser Geschichte fragen. So fragt sich auch ganz natürlicherweise der „Erstseher“, König Nebukadnezar … dazu noch tief erschrocken. Denn ein großer Stein – wohl ein Felsbrocken – löst sich von einem Berg und fällt direkt auf die Füße der Königsfigur; und dadurch bricht die ganze prächtige Gestalt in sich zusammen. Aber das ist noch gar nicht alles: Die Gestalt, die so stark und mächtig schien, zerfällt in Staub und Asche und wird in alle vier Winde verweht. Mit dem Felsbrocken aber geschieht es umgedreht – er wird größer und größer und erfüllt schließlich die ganze Welt.

Die geträumte Königsgestalt indessen steht auf unserem Altarbild hoch aufgerichtet im freien Raum und für jedermann deutlich sichtbar. Eingerahmt wird sie einerseits durch den angedeuteten königlichen Palast zur Linken, andererseits durch den schwarzen Felsbrocken rechts oben. Und dieser dunkle Felsbrocken nun fällt dem Betrachter besonders ins Auge, befindet er sich doch nahe an Kopf und Schulter des Königs. Die drohende Gefahr für die königliche Traumgestalt wird somit deutlich sichtbar. Und der wirkliche König erschrickt verständlicherweise über dieses Geschehen, das sich ihm im Traum zeigt. Kann das etwa mit seiner Herrschaft zu tun haben? mag er sich fragen. Oder überhaupt: Ist jegliche politische Macht in diesen Traum einbezogen? fragen wir uns. Wir wollen gerade diese Frage bejahen und erinnern daran, dass zu DDR-Zeiten eben dieses sehr aktuell gewesen ist. Des Öfteren haben wir damals den Touristen, die unsere Kirche in Eckartsberga besuchten, sagen können, dass Weltreiche nicht ewig bestehen werden … auch das sowjetische nicht … und diese Deutung eben anhand des Altarbildes! Man konnte merken, dass unser Bild eine starke, sogar gegenwartsnahe Aussagekraft besaß.

Das Traumgesicht der alttestamentlichen Geschichte, das diese Ansicht beinhaltet, ist von daher gesehen eine durchaus aufregende Schau!

Dass es zudem außerordentliche Folgen haben könnte, ahnt auch König Nebukadnezar in der alten Erzählung. Er wacht angstvoll auf und wünscht nichts sehnlicher, als dass ihm dieser Traum hieb- und stichfest – sozusagen von A bis Z – erzählt und erklärt werden möge. Als König kann er fordern, und er fordert deshalb von seinen weisen, klugen und wissenschaftlich gebildeten Leuten eine Auskunft g ö t t l i c h e r Art. Sie, die Traumdeuter als Psychologen der damaligen Zeit, sollen ihm sagen, w a s er geträumt hätte; dann erwartet er von ihnen eine schlüssige Erklärung des Traumgesichtes. Ansonsten werden a l l e Traumdeuter getötet.

Ein Jude namens D a n i e l gehört auch zu dieser Gruppe der Klugen und Wissenden, denn Juden sind auch Teil der babylonischen Gesellschaft, wenngleich nur als Minderheit. Er hört von den Drohgebärden des Königs und macht sich unverzüglich zum König Nebukadnezar auf. Vielleicht kann er noch etwas ändern.

Auf unserem Altarbild befindet sich der schlafende und träumende König im linken Hintergrund des Bildes, der aufgewachte König aber im Kreise seiner psychologischen Ratgeber. Er steht oder sitzt unter ihnen, selbst gekennzeichnet durch die Königskrone.

Was soll jetzt nun geschehen?

In dieser Situation erscheint der erwähnte Daniel vor dem König. Er, ein junger Mann, der zur „qualifizierten“ Minderheit im babylonischen Reich gehört, bittet den Herrscher um ein wenig Zeit; er möchte den höchsten Gott, den Gott Israels, bitten, dass er ihm den Traum des Königs aufzeige und alles darin erkläre. Und Gott tut das auch tatsächlich, denn er stellt sich zu seinen Leuten und gibt ihnen die nötigen Willens- und Erkenntniskräfte. Daniel also erfährt den königlichen Traum samt seiner Deutung. Und alles das sagt und erklärt er dem König und nimmt damit die Todesdrohung von allen Ratgebern.

Auf unserem Altarbild sehen wir, wie der jugendliche Jude Daniel dem König das Traumgesicht erklärt, indem er mit seiner rechten Hand auf das Bildnis zeigt. Das Traumgesicht aber besagt folgendes: Die verschiedenen Metalle der Traumfigur deuten auf die großen Weltreiche des Altertums: Gold ist das babylonische Reich(ca.600 v. Chr.), Silber das medische, Bronze das persische Reich(ca.500 v. Chr.). Das Eisen bedeutet das griechische Reich; und dieses war in späterer Zeit(ca.300 – ca.140 v. Chr.)geteilt(deshalb in der Geschichte die Füße des Bildes als aus Eisen u n d Ton dargestellt).

Das Altarbild der Eckartsbergaer Kirche zeigt den jungen Daniel vor dem bekrönten König, der sich inmitten seiner Berater befindet. Im Grunde genommen ist er es, Daniel, der die herausragende und bestimmende Person des ganzen Geschehens darstellt. Was sollte denn ohne ihn die königliche Traumfigur? Sie muss geradezu einen kompetenten Deuter haben. Und er ist – Gott sei Dank - da! Vor ihm, ganz unten im Bilde und uns Betrachter anblickend, liegt ein weiß-brauner Hund … wohl als symbolhaftes Zeichen(in der damaligen Zeit nicht unüblich!) für das glaubensvolle Wesen seines jugendlichen Herrn.

Denn Daniel kennt den Traum des Königs nicht aus eigenem Wissen und Erkenntnisvermögen heraus, sondern Gott, der mächtige und alleinige Herr der Welt, hat diesen Traum dem Daniel kraft seiner göttlichen Möglichkeiten verständlich und deutbar gemacht. Das wusste Daniel nur allzu deutlich, und dieses Wissen von Gottes Macht, die auch ü b e r allen politischen Herrschaften steht, verbunden mit dem aus Glauben herrührenden Handeln, verschafft ihm nun beim babylonischen König Nebukadnezar einen Ehrenplatz; er wird oberster Beamter des Reiches.

Diese alttestamentliche Geschichte von dem Juden Daniel zeigt – und das ist Hauptausrichtung der Erzählung – die schöpferische Kraft eines Glaubens, der sich auf Gott verlässt – in Gestalt Daniels eben – und von daher klare Hinweise geben kann.

Was uns das Traumbild aus dem Alten Testament samt der Darstellung auf unserem Altarbild vermittelt, ist dieses:

Gottes Reich ist das wahrhaft bleibende und Zukunft habende Reich (Psalm 145,13); alle anderen lösen sich auf, gehen zugrunde und sind allesamt nur von begrenzter Macht.

Ein tröstlicher Gedanke für uns Menschen: G o t t und seine Herrschaft werden alles überdauern!

Und: Der G l a u b e eines Menschen vermag vieles!

 Pfarrer i.R.Vogelim August 2006